Visum genehmigt bekommen
Vor 6 Jahren brauchte ich das letzte Mal ein Visum für die USA. Von der Visumsbeantragung hatte ich noch vom letzten Mal im Kopf, welch lange Schlage vor der US-Botschaft war, wie stickig die Luft drinnen war, wie überfüllt der Warteraum war etc… – Nicht so heute. Ich konnte direkt zu dem Wachpersonal reinkommen und wurde gleich gescannt. Erstmal drinnen, gab es immer noch keine Warteschlange und ich konnte sofort meine Unterlagen sortieren und am Schalter 1 einreichen. UPS, da kam dann mein Fehler zu tragen. Mein Bild war älter als 6 Monate alt. Nun hatte ich aber auch kein Kleingeld um den Passbildautomaten zu füttern. Zum Glück konnte mir eine hilfsbereite Dame im Warteraum einen Zehner klein machen und ich konnte vier brandneue Bilder machen. (Für die, die Briefmarken vergessen haben, gab es auch einen Briefmarkenautomaten im Warteraum.) Und zu meiner Verteidigung, das nette Mädel an Schalter 3 hatte ebenfalls ein veraltetes Bild.
Dann konnte ich mich erstmal entspannt zurück lehnen und im Warteraum darauf warten, dass ich zum Interview namentlich aufgerufen würde. Für die Wartezeit gab man uns ein Pamphlet zum Lesen. Darin aufgeführt sind unsere Rechte als Arbeitnehmer in den USA und unter welcher kostenfreien Rufnummer wir Hilfe bekommen können, wenn wir unsere Rechte verletzt sehen. Es ging auch um Menschenhandel und dergleichen. Hier der Link zum Pamphlet.
Beim Interview wurden zuerst Fingerabdrücke aller zehn Finger genommen. Er kam gleich zur Sache ob ich das Pamphlet gelesen hätte. Natürlich hatte ich das, sogar schon im Vorfeld. Ich lobte, dass ich das für eine gute Sache halte und wollte von ihm wissen, wie lange es das Pamphlet schon gebe. Das wusste er leider auch nicht. Dann fragte mich der nette Herr was ich in den USA vor hätte. Ich schilderte ihm, dass ich ein Jahr studieren wollte. Bei dem Programm handele es sich um ein Kooperationsprogramm zwischen unseren Partneruniversitäten TU-Braunschweig und University of Nebraska at Omaha. Als ich sagte, dass es mit einem Stipendium verknüpft sei, hat er laut gelacht (er hat auch generell bei jedem Interview gelacht, bei dem er das Visum hinterher gewährt hat => ein sehr lebensfroher Mensch) und meinte zu mir „Mit Stipendium ist immer besser, oder?“. Unterbrach mich in meinen Ausführungen, tippte kurz etwas in seinen Computer und sprach die Worte aus, die ich hören wollte: „Ihr Visum wird bewilligt! Sie bekommen es in den nächsten Tagen zugeschickt.“
Viele Baustellen in Berlin
Als ich die Botschaft verließ war es gerade erst 12 Uhr. Mein Zug sollte erst um 19:34 Uhr ab Berlin HBf fahren. Ich war ratlos, was ich 7 Stunden lang in Berlin machen sollte. Mein Zugticket beinhaltete auch alle Öffentlichen Verkehrsmittel im Stadtbereich und so fuhr ich erstmal wieder zurück zum Zentrum. Ich wollte noch eine Postfilliale finden um meinen DKB-Kontoeröffnungsantrag abzuschicken (benötigt PostIdent). Fündig wurde ich im Postbank Finanzzentrum. Das ist in der Nähe vom Mehringplatz. Der Mehringplatz wird gerade umgestaltet und so las ich mir am Bauzaun etliche interessante Tafeln durch. Beachtlich finde ich dort, dass bei der Erarbeitung des Zukunftkonzeptes alle Betroffenen einbezogen wurden: Stadtverwaltung, Quartiersmanagement, Mieter, Vermieter, Gewerbetreibende, Junge, Alte, Kinder… Weitere Informationen gibt es auf der Webseite vom Quartiersmanagement am Mehringsplatz. Da ich immer noch viel Zeit hatte, lief ich kurz zum Deutschen Patentamt, was dort direkt um die Ecke liegt. Nur zum Gucken.
Zum Mittagessen entschied ich mich für deutsche Küche. Es gab Bockwurst mit Kartoffelsalat. Gestärkt machte ich mich wieder auf die Suche nach etwas, wo ich den Nachmittag verbringen konnte. In der Innenstadt einfach an den Schaufenstern vorbei bummeln sagte mir nicht zu. Hatte ich auch schon häufig genug gemacht und von Mediamarkt/Saturn kenne ich glaube ich auch schon jede Filiale in Berlin. Beim Studium des Liniennetzplans der BVG fiel mir eine Haltestelle ins Auge „Platz der Luftbrücke“. Mir viel die Geschichte von 1948/49 wo West-Berlin nur aus der Luft versorgt werden konnte. Also entschied ich mich mir das anzusehen. Außerdem wurde der Flughafen Tempelhof schon vor einiger Zeit geschlossen und ich war einfach neugierig, was dort jetzt passiert. Das Rollfeld und die ganzen Grünflächen sind jetzt Park. Ein riesen großer Park, in dem viele Menschen waren, die sich aber überall hin verlaufen haben. Die Wiesen sind wunder schön mit den verschiedensten Pflanzen und Farben. Grillen zirpten, Vögel zwitscherten, alles wie auf dem Lande. Mein Highlight war Gleitschirmflieger, der mit einem Gleitschirm auf der Wiese geübt hat. Ich finde das Konzept für die Zukunft des Flughafens gut. 2017 ist erstmal die Internationale Garten Ausstellung (IGA 2017) . Weitere Informationen zur Zukunft vom Flughafen Tempelhof gibt es auf der Webseite.
Ich hatte schon ziemlich viel Zeit am Mehringplatz und auf dem Flughafen Tempelhof verbracht, aber ich hatte immer noch drei Stunden bis mein Zug fuhr. Ich setzte mich in die Ring-S-Bahn und fuhr einmal komplett rum. War auch ganz interessant und wollte ich unbedingt einmal gemacht haben.
THW – Technische Hilfe Weltweit – Zumindest in Deutschland überall
Doch danach blieb mir immer noch Zeit. Als ich zufällig an der Station Charlottenburg vorbei kam, fiel mir noch etwas ein. In Charlottenburg gibt es einen THW Ortsverband. Ich setzte mir in den Kopf den zu finden, was sich ohne Karte, ohne Handy und vor allem ohne Internet als große Herausforderung darstellte. (Weil in der US-Botschaft elektronische und batteriebetriebene Geräte verboten sind, hatte ich alles Zuhause gelassen und war in Berlin wie ein Steinzeitmensch unterwegs. Es grenzte schon fast an ein Wunder, dass ich überhaupt die Botschaft fand. Hatte ich mir doch vorher nicht im Internet rausgesucht wo die liegt.) In der U-Bahn-Station fand ich eine Stadtkarte und begann systematisch den Stadtteil Charlottenburg abzusuchen. Mehrere U-Bahnen kamen und fuhren wieder bis ich endlich die drei gesuchten Buchstaben an der Soorstraße fand: „THW“.
Als ich dort ankam, war leider keiner dort. Aber einige Fahrzeuge standen draußen und das Tor aufs Gelände stand offen. Was mich verdutzt hat, waren die vielen verschiedenen Schilder an dem Gebäude: Ortsverband, Landesverband, Helfervereinigung, Bundesjugend und ein Schild, auf dem Stand „Präsidialbüro“ (oder so ähnlich). Da muss ich nochmal nachschauen ob nicht unser Präsident auch dort seinen Sitz hat. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Ortsverband mit vollem Namen „Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf“ heißt und auch eine Webseite hat.
Ein THW-Kamerad hat heute bei Facebook gepostet: Was ein geiler Tag gewesen ;)
Dem schließe ich mich voll und ganz an.
Euer Georg
PS: Bilder gibt es diesmal keine, weil ich keine elektronischen Geräte mit hatte. Motive hatte ich aber genug gute.
Sag mal wo nimmst du all die Zeit her so ausführlich und zeitnah Deine Erlebnisse zu dokumentieren. Ist schon spannend. Ich freue mich mit Dir das all das zu klappen scheint, was Du Dir vornimmst.
Ganz ehrlich? Ich weiß es auch nicht. Zeit ist ein Gedanke, den ich noch nicht begriffen habe. Wenn es nach meiner Uhr geht, bin ich mal pünktlich und mal zu spät. Wenn es nach meinem Wecker geht, wache ich manchmal zu früh auf und manchmal will ich ihn ignorieren und weiterschlafen.
Ich nehme mir einfach die Zeit für das was mir aktuell am wichtigsten ist.
Hallo Georg,
danke für den Hinweis, hier mal näher einzusteigen. Toll was Du alles machst und danke dass Du uns teilhaben läßt :-)