Die Herbstfarben ziehen ein und die Bäume werfen vor dem ersten Frost und Schnee ihre Blätter ab. Gleichsam erreicht das Semester jetzt die Halbzeit. Nachdem die ersten sieben Wochen intens waren und ich mich erst an das amerikanische System gewöhnen musste, fange ich jetzt an meine Fühler auch nach anderen Dingen auszustrecken.
So langsam wird es auch hier in Omaha kälter. Demnächst muss ich doch noch losziehen und mir Winterbekleidung kaufen.
Auf meinem Weg zu den Vorlesungen gehe ich ein Stück auf dem „Keystone Trail“. Das ist ein Biketrail der von den Amerikanern zum Joggen, Fahrradfahren und Kinderwagenspazierenfahren genutzt wird.
Aktuell gehe ich noch. Gestern habe ich aber schon ein Fahrrad bekommen das jetzt erst noch beim Fahrradladen in der Überarbeitung ist. Das Fahrrad ist aus den Sechzigern oder Siebzigern und entsprechend stylisch. Sobald ich es habe (voraussichtlich Montag oder Dienstag) bekommt ihr ein Bild von mir.
Gestern war ich beim American Red Corss (AMC) um dort meine Hilfe als Ehrenamtlicher anzubieten. Wenn alles klappt werde ich hier im Disaster Action Team (DAT) mit machen. Das DAT übernimmt die humanitäre Unterstützung in Katastrophenfällen. Erst diese Woche waren wohl einige von hier aus Omaha in Florida um den Opfern eines Sturms zu helfen. Da ich durch mein Studium nicht so lang weg kann, werde ich dann hier am Wochenende bei kleineren Katastrophen helfen. Das ist hauptsächlich bei Bränden die Familien zu unterstützen. Eine andere Möglichkeit die ich hätte, wäre bei den Blutspenden am Wochenende mit zu helfen.
Freitag Abend war ich mit Freunden im neuen Kinofilm „Taken 2“ und vorher ordentlich mexikanisch Essen.
Im Studium haben wir jetzt fast die Hälfte des Semesters hinter uns gebracht. Das gilt jetzt schon für Marketing und bei allen anderen Kursen erreichen wir die Hälfte nach dieser Woche. Die Midterms (= midterm exams = Zwischenprüfungen) sind für mich ab Montag auch alle abgeschlossen.
Zu den Prüfungsmethoden will ich noch kurz erzählen wie interessant und verschieden sie sind. Vorweg eine Eigenheit der Amerikaner: die schreiben die Prüfungen mit Bleistift. Das hat mich überrascht.
In „Legal, Social, and Ethical Environment“ (Amerikanisches Recht) bestand der Test aus Multiple-Choice-Fragen die wir online in Gruppen beantworten sollten. Das heißt, wir haben uns in der Gruppe zusammengesetzt, haben nochmal circa eineinhalb Stunden den Inhalt durchgesprochen und sind dann die Fragen im Test durchgegangen. Der Test bestand aus 20 Fragen und einer Zusatzfrage für die wir zweieinhalb Stunden Zeit hatten und die Zeit haben wir voll ausgenutzt. Ein paar Tage vor dem Test hat uns der Dozent die „Facts“ (Fakten) zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um ein einseitiges Worddokument in dem eine fiktive Geschichte geschildert wird. Die Fragen im Test bezogen sich dann immer auf diesen fiktiven Fall. In der nächsten Unterrichtsstunde sind wir dann die Fragen durchgegangen und haben die Antworten besprochen und ausdiskutiert. Wenn eine Gruppe schlüssig argumentiert hat, weshalb sie eine andere Antwort gewählt haben, dann hat der Dozent sich das notiert und eventuell sogar Punkte dafür gegeben. So konnten wir unser Gruppenergebnis von 82% auf 87% verbessern. – Ich persönlich fand diese Form der Prüfung sehr lehrreich. Die Facts im Vorfeld waren ein sehr guter Hinweis darauf welche Fragen dran kommen würden, sodass die Vorbereitung zielgerichtet war. Durch die Gruppe haben wir über die verschiedenen Antworten diskutiert und uns gegenseitig geholfen die Thematik besser zu verstehen. Wenn wir etwas nicht genau wussten, konnten wir es nachschlagen, sofern wir wussten wo die Antwort zu finden ist. Durch die Diskussion in der Gruppe und im Unterricht, hat sich bei mir das Verständnis deutlich gebessert.
In „Marketing Policies“ bestand die Zwischenprüfung aus drei Teilen. Teil drei waren offene Fragen in denen wir eigene Marketingstrategien für einen neuen Kleber entwerfen sollten und etwas zur Corporate Intelligence schreiben mussten. Der erste und zweite Teil bestand aus jeweils den selben zehn Multiple-Choice-Fragen. Im ersten Durchlauf hatten wir fünfzehn Minuten Zeit jeweils einzeln die Fragen zu beantworten. Im zweiten Durchlauf haben wir uns in Gruppen zusammengefunden und sollten gegenseitig unsere Antworten anpreisen und vermarkten, bzw. die anderen von der Richtigkeit unserer eigenen Antwort überzeugen. Bei allen bis auf einer Frage konnte ich meine Teammitglieder von der Richtigkeit meiner Antwort überzeugen und bei der einen Frage habe ich hinterher eine E-Mail von meiner Gruppe bekommen, dass unsere Antwort falsch sei und meine richtig gewesen wäre.
In „Computer Mediated Communication“ haben wir ein „take home exam“. Das ist im Prinzip nichts anderes al seine Hausaufgabe, die aber sehr stark in die Endnote mit einfließt und entsprechend umfangreich ist. Sobald ich diesen Blogeintrag fertig habe, werde ich mich daran setzen die fertig zu machen.
In der Zwischenprüfung für „Managerial Accounting“ (Rechnungswesen für Dummies) habe ich für großen Tumult gesorgt. Unser Dozent wollte uns die Aufgaben nur per Beamer an der Wand zur Verfügung stellen. Dazu hat er die Kamera auf dem Lehrerpult genutzt um das Bild von einem Blatt Papier mit der Schriftgröße 11pt auf den Beamer zu schicken. Das hat nicht so richtig funktioniert, weil erstens nicht das ganze Blatt ins Bild gepasst hat, und zweitens weil bei der Zoomstufe wo endlich das Meiste zu sehen war, die letzte Reihe nichts mehr lesen konnte. Also habe ich ihn gefragt ob er nicht die Worddatei mir kurz schicken könnte, dass ich von meinem Druckkonto für jeden in der Klasse schnell einen Ausdruck anfertigen könnte. Das fand er so gar nicht lustig und ist selbst kopieren gegangen. Und hat sich mit dem Kopierer angelegt sodass wir etwas länger warten mussten. Am nächsten Tag habe ich mich mit ihm aber wieder vertragen.
Was haltet ihr von den Prüfungsmethoden? Würde euch so etwas gefallen? Was kennt ihr noch für interessante Prüfungsmethoden? Schreibt mir eure Meinung. :-)
Super schöne Bilder, neid:))))
Ach Diana, du brauchst mich hier nurch besuchen zu kommen, dann kannst du dir die Bäume selbst anschauen :-)
gerne, vielleicht klappt das ja was Du /Wir planen das wäre mega :)))
Ich bin doch überrascht, wie das Prüfungssystem in den USA funktioniert :). Hört sich aber entspannter an als in Deutschland. Wie ist den im Gegensatz zu DE die Klassenmoral?
Was genau meinst du mit “Klassenmoral”?
Meinst du, die Moral der Studenten sich an dem Unterricht (Vorlesung kann man das ja nicht nennen) zu beteiligen und die aufgegebenen Kapitel für jede Stunde zu lesen? Ich habe nur einen Kurs mit Bachelorstudenten zusammen und die sind da eher etwas fauler und lesen statt den aufgegebenen Kapitel nur die Zusammenfassungen im Internet und machen die Hausaufgaben auch eher sporadisch. Hautpsächlich bin ich im Masterprogramm und die meisten Studenten hier arbeiten vollzeit und besuchen die Kurse nur am Abend nach der Arbeit um irgendwann in der Hierarchie aufsteigen zu können. Sie sind zielgerichtet und wollen so gut wie möglich abschneiden und sind entsprechend motiviert und arbeiten mit.
Oder meinst du mit Klassenmoral die Moral der Gesellschaftsklassen? Die meisten Studenten studieren nur, weil sie gesagt bekommen, dass sie ohne einen Abschluss nichts wert sind. Ich habe bei mir Studenten im Unterricht, die schon einen Haufen Erfahrung haben und wirklich gut sind auch in Führungspositionen, die aber nicht in der Firma aufsteigen können weil ihnen der MBA fehlt. Der Witz dabei ist, dass es nur um den Titel geht und nicht darum wo er erlangt wurde. Deshalb suchen sich viele Studenten auch die günstigsten Universitäten aus wo es am einfachsten ist einen Abschluss zu bekommen, auch wenn man wenig lernt.
Ich hoffe eine Frage beantwortet zu haben.
Jap. Genau das beides meinte ich :)