Thanksgiving and Black Friday

Bis diese Woche verstand ich immer unter einem Schwarzen Freitag ein Datum an dem ein besonders denkwürdiges Unglück geschehen ist. Jetzt wurde ich eines Besseren belehrt. Doch der Reihe nach, denn vor Freitag kommt bekanntlich Donnerstag und diesen Donnerstag war Thanksgiving. Abgesehen davon, dass wir zu diesem Anlass Ferien hatten war es für mich auch aus einem weiteren Grund ein ganz bedeutender Tag, denn ich war zum ersten Mal zur Familie von meinem Freund, Mike, zum Abendessen eingeladen.

Da wir in Deutschland Thanksgiving nicht haben, will ich kurz den Hintergrund und die heutige Bedeutung beschreiben. Mir wurde gesagt, dass Thanksgiving auf ein Fest zurück geht, dass die Einwanderer in den U.S.A. mit den Ureinwohnern gefeiert haben, weil sie ohne die Indianer nicht genügend Nahrungsvorräte für den Winter gehabt hätten (Wikipedia kennte diese und andere Erklärungen). Heute ist Thanksgiving ein nationaler Feiertag in den U.S.A. und das wichtigste Familienfest des Jahres zu dem es traditionsgemäß Truthan (Turkey) gibt. Mike hat mich zu seiner Familie eingeladen und so konnte ich ein richtiges amerikanisches Thanksgiving mitfeiern.

Schon am Abend von Thanksgiving beginnt der Black Friday und ich muss sagen, dass es mir missfällt. Der Black Friday ist immer der Tag nach Thanksgiving und zeichnet sich dadurch aus, dass die Läden extremste Sonderangebote haben. Ich kann ja verstehen, dass man gerne 50% oder ähnlich viel sparen möchte und gerade bei größeren Einkäufen, wie z.B. Flachbildfernseher, Spielekonsolen oder Möbeln, kann ich verstehen dass die Ersparnisse lohnenswert sind. Ich hatte ja schon erwähnt, dass es in den U.S.A. manchmal wichtiger zu sein scheint wie viel man gespart hat als wie viel man ausgegeben hat, am Black Friday sind die Ersparnisse aber nochmal größer.

Nun habe ich nichts dagegen, dass am Tag nach einem Feiertag die Leute in die Läden strömen um Sonderangebote wahrzunehmen. Was ich aber nicht verstehen will, ist, dass wenn ein Laden um 6 Uhr früh die Türen öffnet, noch vor Mitternacht so viele Leute sich vor dem Laden versammelt haben um zu warten, dass die Warteschlange um das ganze Gebäude herum geht. Ich habe hunderte von Leuten, Familien mit ihren Kindern und Freunde mit ihrem Freundeskreis, gesehen, die sich darauf eingerichtet hatten mehr als sechs Stunden im Freien auf die Ladenöffnung zu warten. Es sei wohl sogar ein Familienevent die Nacht lang in der Warteschlange zu warten. (Jetzt wundert es mich auch nicht mehr, dass Apple-Enthusiasten zur neuen iPhone Veröffentlichung vor dem Apple-Store campen.)

Was mich aber daran stört, ist, dass einige Läden schon am Donnerstagabend öffnen. Das schählert, meiner Ansicht nach, den Wert des Familienevents. Ich habe miterlebt wie der Bruder von Mike gegen 9 Uhr Abends, wir hatten den Nachtisch noch vor uns, los wollte um irgendwo günstig eine Playstation zu kaufen. Die Erwachsenen haben nur geantwortet, dass wir dafür schon zu spät dran seien, weil der Laden schon in einer Stunde öffnet und die Warteschlange schon zu lang sein wird, als dass wir unter den Ersten sein könnten die eine Chance darauf hätten das Sonderangebot wahrzunehmen. Angeblich, und das haben mir alle Amerikaner so erzählt, gibt es um die Sonderangebote richtige Kämpfe und manchmal sogar Tote. Die Massen an Menschen, die vor dem Laden sechs oder mehr Stunden gewartet haben, werden zusätzlich aufgehetzt, indem die Regale in den Läden so umgestellt werden, dass es einem Irrgarten gleicht.

Freitagabend hatten wir wieder eine kleine Feier unter Freunden. Ich habe es hier zur Tradition gemacht, dass wir uns Freitagabends treffen, zusammen etwas essen und Spiele spielen. Die ersten Wochen haben wir das noch in meiner Wohnung gemacht, mittlerweile machen wir das bei Mike, weil er die schönere Wohnung und die bessere Ausstattung (inkl. anständiger Musikanlage und Party-Laser) hat.

Einige unserer Freunde hatten sich in der Nacht zum Freitag in einem Einkaufszentrum in einer Warteschlange angestellt. Das erschreckende war, dass irgendwo Schüsse gefallen sind. Die Polizei sagt, es seien nur Mülleimer gewesen, die irgendwer umgeworfen hatte. Unsere Freunde sind sich aber sicher, dass es sich um Schüsse gehandelt hat. – Da bin ich froh, dass Mike und ich lieber schlafen gegangen sind als uns irgendwo für den Schwarzen Freitag anzustellen.

Nochmal zum Thanksgiving-Dinner. Das Festessen war köstlich. Von den verschiedenen Sachen auf dem Tisch habe ich eigentlich nur jeweils ein bisschen probiert und ich war pappe satt. Mike’s Familie ist richtig nett. Von der Anzahl der Leute hat es sich auf jeden Fall wie zuhause angefühlt, nur dass hier auch noch kleinere mit dabei waren. Mit den Kindern habe ich gut gespielt und mit der Oma habe ich mich gut unterhalten. Auf jeden Fall darf ich jederzeit dort wieder hin kommen. Mike und ich haben schon überlegt, dass wir einmal die Woche seine Familie besuchen (natürlich zum Essen).

4 thoughts on “Thanksgiving and Black Friday

  1. Ok… Also ich habe schonmal gehört das am Black Friday in den Geschäften immer die Hölle los ist, aber das es so schlimm ist! Wahnsinn!!
    Das ist doch aber auch eine große Ehre Thanksgiving mit der Familie zu verbringen, oder? Sowie ich das verstanden habe nehmen die dieses Fest sehr ernst und laden auch nur Verwandtschaft ein.
    Freut mich im übrigen das du so viel spaß hast und so glücklich bist!
    Liebe Grüße von Julia, Dominic und natürlich Leonie ;)

  2. Hey, danke! Wieder was gelernt! Von Black Fiday hatte ich noch nichts gehört.
    Wie schön dass Du Dich in Mikes Familie so angenommen fühlst :-)
    Dir weiter viel Spaß und alles Liebe
    Mama

  3. Sehr gut erzählt. Hört sich wirklich wie Amerika an :). Ich glaube ich muss das alles auch mal mit erleben.

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